Genealogische Notizen

Familienforschung kann spannend sein wie ein Kriminalroman. Wir möchten Euch teilhaben lassen an den aufregenden Geschichten, die wir in Kirchenbüchern und Archiven ausgraben. Taucht ein mit uns in vergangene Epochen und rätselhafte Verwicklungen, historische Lebensumstände und die Geschichte einer Region, die es heute so nicht mehr gibt: das frühere Ostpreußen.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Schulzenliste Amt Grünhoff, Samland

Von unseren Vorfahren gibt es nur in seltensten Fällen Abbildungen aus Zeiten vor dem Jahr 1800. Kaum jemand aus der "normalen" Bevölkerung dachte daran, von sich eine Zeichnung oder gar ein Gemälde anfertigen zu lassen oder konnte sich solch einen Luxus leisten. Und wenn, dann sind solche Bilder zumeist verlorengegangen. Um so interessanter erscheinen mir daher schriftliche Quellen, wo jemand mit eigener Hand die Feder führte und ein Signet hinterließ. In den Praestationstabellen findet man manchmal Briefe an alle Dorf-Schulzen beigeheftet, die diese zum Nachweis der Kenntnisnahme gegenzeichnen mußten. Man bekommt durch die Unterschrift einen subtilen Eindruck einer Persönlichkeit und erfährt nebenbei, wer wann wo dieses Amt vor über 200 Jahren ausübte. 

Die Dorfschulzen mußten schreiben und lesen können, sollten die Anordnungen der Behörden umsetzen bzw. ihren Nachbarn vermitteln, Scharwerksleistungen der erbuntertänigen Bauern einteilen, Abgaben einsammeln und weiterleiten. Dieses Amt war in früheren Zeiten erblich und an einen bestimmten Hof im Dorf gebunden. 

Ich habe sämtliche Praestationstabellen des Amtes Grünhoff vollständig ausgewertet und alle genealogisch interessanten Angaben buchstabengetreu abgeschrieben. Zur Bedeutung und Inhalt dieser Akten siehe auch hier: http://genealogischenotizen.blogspot.com/2010/06/die-praestationstabellen-als.html

Im folgenden nun der Original-Wortlaut aus den Akten, der nachvollziehbar werden läßt, wie es zu der Schulzenliste kam:

… und sämtliche Einsaaßen vernommen werden sollen, ob sie wieder [gegen] den zeitigen Beamten oder die AmtsUnterbediente gegründete Klagen zu führen Ursache haben; Als wird denen Schultzen und DorfAeltesten hiemit anbefohlen, solches zu jedermanns Wißenschaft zu bringen und Jedermänniglich bekand zu machen, wie künftig Sonnabend als den 18ten hujus sich sämtliche Einsaaßen im Amte Grünhoff einzufinden haben, da denn von der verordneten VerpachtungsCommission ein jeder mit seinem Anbringen gehöret werden soll.
Diese Ordre muß sogleich von Dorf zu Dorf fortgebracht und mit eines jeden Schultzen Unterschrift versehen, auch aus dem letzten Dorfe sogleich wieder eingeliefert werden.
Grünhoff den 14ten Julii 1772

[eigenhändige Originalunterschriften der Dorfschulzen 1772]

Christoph Glinck Schultz zu Ank[r]ehnen
Christian Gromball Schultz in Eyslieten
Christoph Miller Schultz in Langehnen
Gottlieb Ehnimb in Mogeiten
Christoph Scharfenorth Jaugehnen
Johann Ziggert in Goythenen
Michael Loel Schultz Wotnicken
Garwiengen Ernst Magaht
Friedrich Suppliett in Supplieten
Friedrich Fey Schultz in Perteltnicken
Johann Modtnick in Koesnicken
Carl Redutt Cautrienen
Friedrich Kobber Schultz in Eyßeln
Johan Bast Schultz in Crantz
Christiahn Ernst Pohl Schultz in Michlau
Christoph Schwöll Schultz in Weischckitten
Gottfried Sacherau Schultz in Dolkeim
Christoph Gromball Schultz in Rudau
Christoph Krauß in Mogannen Schultz
Gottfried Vogel Schultz in Saßlaucken
Pokoern Schultz in Schuppehnen
Christoph Knuhr Schultz in Sorthenen
Joh Jacob Schultz in Paggehnen
Friedrich Thiell Schultz in Pobethenschen
Conrad Kobbert Schultz in Diewens
Christoph Mirwalt Schultz in Lauknicken
Michel Radcke Schultz in Rantau
Christoph Kom Schultz in Alkniecken
Gottfried Lunckheit Schultz in Garbseyden
Friedrich Naudiet Schultz in Strobjehnen


Zum Amt Grünhoff gehörende Ortschaften 1779:
Alckniecken, Alexwangen, Alleinen, Anckrehnen, Barthenen, Deutsch Battau, Preuß.Battau, Biegiethen, Crantzkrug, Crantzckuhren, Damckrug, Damhoff, Damwalde, Dellgienen, Diewens, Dolckeim, Eckritten, Eysseln, Eyssliethen, Garbseyden, Gardwingen, Goythenen, Gruenhoff, Heybüchen, Jaugehnen, Kalthoff, Kalaushöfen, Karschau, Kiautrienen, Kirtigehnen, Kobjeiten, Koesnicken, Kotzlaucken, Kringitten, Langgehnen, Lauckniecken, Lixseyden, Loppehnen, Lopsiehnen, St.Lorentz, Michelau, Mogahnen, Mogeithen, Moszicken, Neukuhren, Norticken, Laggehnen, Perteltnicken, Pobethen, Pokirben, Pokirren, Possehlau, Radnicken, Rantau, Regehnen, Preuß. Rockels, Rosehnen, Rudau, Sassau, Sasslaucken, Schlackalicken, Schoenwalde, Schupehnen, Sorthenen, Sporwitten, Stappornen, Strobjehnen, Suppliethen, Tenckiethen, Tollcklaucken, Tyckrehnen, Wange, Wangenkrug, Wargenau, Weischkitten, Witthenen, Woythnicken (77 Orte).

Zum Amt Grünhoff gehörende Ortschaften 1805:
1.Alcknicken, 2.Alck, 3.Alexwangen, 4.Alleinen, 5.Ankrehnen, 6.Barthenen, 7.Deutsch Battau, 8.Preuß. Battau, 9.Biegitten, 10.Crantzkrug, 11.Crantzkuhren, 12.Dammkrug, 13.Dammhoff, 14.Dammwalde, 15.Dellgienen, 16.Diewens, 17.Dollkeim, 18.Eckritten, 19.Eysseln, 20.Eyssliethen, 21.Garbseyden, 22.Gardwingen, 23.Goythenen, 24.Grentz, 25.Grünhoff, 26.Heybüchen, 27.Jaugehnen, 28.Kalaushoeffen, 29.Kalthoff, 30.Karschau, 31.Kiautrienen, 32.Kirtigehnen, 33.Kobjeiten, 34.Koesnicken, 35.Kotzlaucken, 36.Kupzau, 37.Kringitten, 38.Langehnen, 39.Laucknicken, 40.Lixseyden, 41.Lappöhnen, 42.St.Lorenz, 43.Michelau, 44.Mogahnen, 45.Mogeiten, 46.Moszicken, 47.Nautzau, 48.Neukuhren, 49.Norticken, 50.Paggehnen, 51.Perteltnicken, 52.Plincken, 53.Pobethen, 54.Pobethenscher Pfarrhof, 55.Pokirben, 56.Pokirren, 57.Possehlau, 58.Radnicken, 59.Rantau, 60.Regehnen, 61.Pr. Rockels, 62.Rosehnen, 63.Rudau. 64.Sasslaucken, 65.Sassau, 66.Schlakalicken, 67.Schoenwalde, 68.Schupehnen, 69.Schwentelundt, 70.Sortehnen, 71.Sporwitten, 72.Stapornen, 73.Strobjehnen, 74.Suppliethen, 75.Tenkieten, 76.Tolcklaucken, 77.Tykrehnen, 78.Wange, 79.Wangenkrug, 80.Wargenau, 81.Weischkitten, 82.Witthenen, 83.Woythnicken, 84.Wartnicken (84 Ortschaften).

Liste aller zum Amt Grünhoff gehörenden Ortschaften 1823:
(alphabetisch geordnet nach Kirchspielen)
Kirchspiel Cumehnen
Kotzlaucken, Wernershoff
Kirchspiel Laptau
Backeln, Blaublum, Gidauten, Jaxen, Kiauten, Laptau, Muelsen, Transsau
Kirchspiel Sct.Lorentz
Alexwangen, Deutsch Battau, Preuß.Battau, Georgenswalde, Kobjeiten, Lixseiden, Loppoenen, Lopsienen, Sct. Lorentz, Moszicken, Neukuhren, Nortycken, Plincken, Pockirben, Possehlau, Rauschen, Sassau, Schlackalicken, Schoenwalde, Stappornen, Tenckieten, Tolcklaucken, Tyckrehnen, Wangenkrug, Warnicken
Kirchspiel Pobethen
Alck, Alcknicken, Alleinen, Anckrehnen, Barthenen, Biegiethen, Dellgiehnen, Diewens, Eysslen, Eyssliethen, Garbseiden, Gardwingen, Goythenen, Grünhoff, Jaugehnen, Kalaushoefen, Kalthoff, Karschau, Kiautrienen, Kirtigehnen, Koesnicken, Kringitten, Langehnen, Laucknicken, Mogeithen, Paggehnen, Perteltnicken, Pobethen, Pokirren, Radnicken, Rantau, Regehnen, Pr.Rockels, Schupoenen, Sorthenen, Strobjehnen, Suppliethen, Wange, Wartnicken, Woythnicken
Kirchspiel Powunden
Stombeck (Es geht hier nur um ehemals zum Amt Laptau gehörige Wiesen, die dem Fischerdorf Stombeck zugeschlagen wurden. Die vollständige Auflistung aller Einwohner und Besitzgrößen befindet sich in den PTs des Amtes Schaaken.)
Kirchspiel Rudau
Crantzkrug, Crantzkuhren, Dollckeim, Dammwalde, Ekritten, Heybüchen, Kirschnehnen, Michelau, Mogahnen, Rosehnen, Rudau, Sasslaucken, Sporwitten, Wargenau, Weischkitten, Wittehnen
Kirchspiel Sarckau
Grenz, Schwentlund
Kirchspiel Thierenberg
Düringswalde
Kirchspiel Wargen
Brasnicken, Dammhoff, Dammkrug, Fuchsberg

Anmerkung:
Das Amt Laptau wurde in den 1820er Jahren aufgelöst. Die ehemals zu Laptau gehörigen Dörfer wurden auf die Ämter Grünhoff und Schaaken verteilt. Nach den Napoleonischen Kriegen verschenkte König Friedrich Wilhelm III. seine Domaine und das Schloß Grünhoff an den Grafen Bülow von Dennewitz. Der Amtssitz wurde dadurch adeliger Gutsbesitz und mußte aus diesen Gründen verlegt werden.

In den 1820er Jahren kommt es zu weiteren bedeutenden verwaltungstechnischen Umstrukturierungen: die früheren Ämter werden zu Kreisverwaltungen mit einem Landrat an der Spitze umgewandelt. Das Amt Grünhoff wird ebenso wie die anderen kleineren Ämter des westlichen Samlands in den Kreis Fischhausen integriert. Die Verwaltung des Kreises wird in der Stadt Fischhausen zusammengefaßt. Die im mittleren, im östlichen und südlichen Samland gelegenen Verwaltungsämter (z.B. Schaaken, Caymen, Waldau, Neuhausen) bildeten den Landkreis Königsberg.

Ich gebe gern Auskunft aus den Praestationstabellen des Amtes Grünhoff. Anfragen bitte direkt an ViktorHaupt@aol.com

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