Genealogische Notizen

Familienforschung kann spannend sein wie ein Kriminalroman. Wir möchten Euch teilhaben lassen an den aufregenden Geschichten, die wir in Kirchenbüchern und Archiven ausgraben. Taucht ein mit uns in vergangene Epochen und rätselhafte Verwicklungen, historische Lebensumstände und die Geschichte einer Region, die es heute so nicht mehr gibt: das frühere Ostpreußen.

Sonntag, 18. September 2011

Fragen eines Bürgers an seine Staatsführung:


Beruht das Heil des Staates auf ökonomischen oder auf moralischen Prinzipien?

Ist der reichste Staat seines Reichtums wegen der glücklichste?

Oder verdient der glücklich genannt zu werden, in welchem die Freiheit der Bürger am festesten gegründet ist und in welchem die Bürger am ehesten fähig sind, ihr persönliches Wohl dem des Staates nachzusetzen?

Und wenn ein Staat durch die Unbürgerlichkeit seiner Bürger gefallen ist, kann ihm durch ökonomische Maßregeln geholfen werden?

Wird es nicht vielmehr darauf ankommen, ob man das verlassene, das abgefallene Volk zur Bürgerlichkeit wieder zurückführen kann?

Und wenn man endlich den entbürgerten, also selbstsüchtigen Individuen Reichtum darreicht, werden sie dadurch bürgerlicher werden oder nicht vielmehr noch selbstsüchtiger?

Friedrich August von der Marwitz (* 29. Mai 1777 in Berlin, † 6. Dezember 1837 Friedersdorf)

Diese erstaunlich aktuellen Gedanken äußerte v.d. Marwitz um 1810. Seinerzeit ging es um die Frage, wie dem nach der französischen Invasion darniederliegenden preußischen Staat aufzuhelfen sei.


Bei Fontane in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ kann man das alles im Kapitel über „Schloß Friedersdorf“ nachlesen. So unter anderem:

Hardenberg war ihm [Marwitz] ein Gegenstand entschiedenster Ablehnung, seine ganze Natur lehnte sich gegen ihn auf. Hardenberg, im Gegensatz zu Stein, wollte das Wohl des Staates aus der sogenannten „Staatswohlfahrt“ gewinnen. Nicht der Geist sollte helfen, sondern das Geld. Diesen Staatswohlfahrtstheorien gegenüber – die in der finanziellen Bedrängnis des Landes ihre Entschuldigung fanden, wenn sie überhaupt einer Entschuldigung bedürfen – legte sich Marwitz oben zitierte Fragen vor. Diese Fragen waren es, die sein Herz bewegten, und im Sinn und Geist derselben stellte er sich Hardenberg gegenüber.
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Das hat auf den ersten Blick gar nichts mit meinem auf diesem BLOG vorgegebenen Thema „Familienforschung in Ostpreußen“ zu tun. Ich nehme mir jedoch die Freiheit, an dieser Stelle vom Thema abzuweichen und etwas einzufügen, was mich (an diesem Wahlsonntag in Berlin) unter anderem bewegt.





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