Auf der Suche nach ostpreußischen Vorfahren: Recherchemöglichkeiten
Mich erreichen zahlreichen Anfragen,
die immer wieder erkennen lassen, dass über die
Recherchemöglichkeiten in Kirchenbüchern und anderen Quellen große
Unkenntnis herrscht. Ich gebe zwar sehr gern Ratschläge. Aber es ist
auch ermüdend, immer wieder das Gleiche erklären zu müssen. Daher
habe ich hier die wichtigsten Hinweise zusammen gefasst.
Die bedeutendste Primärquelle zur
Erforschung genealogischer Wurzeln sind die Kirchenbücher. Für die
Forschungsregion Ostpreußen werden Kirchenbücher und Verfilmungen
in diesen beiden Archiven verwahrt:
- Evangelisches Zentralarchiv Berlin, www.ezab.deauf „Kirchenbuchstelle“ klicken, unten „zur Kirchenbuchsuche“ anklicken, dann erscheint die Gesamtübersicht alphabetisch sortiert.
- Sächsisches Staatsarchiv, Zentralstelle für Genealogie, Leipzig
Man muß allerdings nicht unbedingt nach Berlin oder Leipzig reisen, um in die dort gelagerten Kirchenbücher zu schauen. Die oben genannten Seiten bieten jedoch einen ersten Überblick über verfügbare Bestände.
Die Mormonen oder Kirche der
Heiligen der Letzten Tage haben/hat es sich zur Aufgabe gemacht,
genealogische Quellen durch Verfilmungen zu erschließen und für
ihre Mitglieder und andere Interessierte zur Recherche bereit zu
stellen. So findet man in jeder größeren Stadt ein
Forschungszentrum der Mormonen, kann sich dort
Kirchenbuchverfilmungen bestellen und auf den Datensichtgeräten
ansehen. Hier findet man die passende Forschungsstelle:
https://familysearch.org/locations/centerlocator?cid=hp2-1050
Unter der angegebenen Telefonnummer der jeweils ausgewählten
Forschungsstelle kann man sich über den Ablauf der Filmbestellungen
und alles weitere informieren.
Die Mormonen gehen in den letzten
Jahren dazu über, viele Quellen zu digitalisieren und online
verfügbar zu machen. Es lohnt sich, auf der Seite zu suchen:
https://familysearch.org/
Die Deutschen Evangelischen Kirchen
hatten ihre Bestände vor modernen Kommunikationstechniken lange behütet
wie Alberich den Nibelungenschatz. Erfreulicherweise hat man sich
endlich doch dazu entschließen können, Kirchenbücher zu
digitalisieren und online zu stellen. Auf dem Portal www.archion.de
findet man die aktuell verfügbaren Bestände, die ständig erweitert
werden: https://www.archion.de/de/suche/.
Die Recherchen dort sind kostenpflichtig. Bei einem Besuch im ezab werden übrigens auch Nutzungsgebühren verlangt.
Leider kann ich über katholische
Kirchenbuchbestände keine Hinweise geben, da ich in dem Bereich
keine Erfahrungen habe. Alle meine Vorfahren waren seit 1525
evangelisch-lutherisch.
Eine erfolgreiche Kirchenbuchrecherche setzt allerdings voraus, dass man die alten Handschriften auch lesen kann. Nach jahrzehntelangen Recherchen kann ich mittlerweile sagen, dass ich auch die schlimmsten Krakeleien noch entziffert bekomme. Aber es kann in Einzelfällen extrem mühsam werden, sich durch Kirchenbuchseiten zu quälen, die z.B. jegliche Ordnungsstandards vermissen lassen, auf der man Fließtext ohne Punkt und Komma, ohne Leerzeilen, ohne Rand, ohne jegliche Hervorhebungen oder Abgrenzungen einzelner Einträge in engster Schrift mit Überschneidungen von Ober- und Unterlängen der angrenzenden Zeilen vorfindet.
Eine erfolgreiche Kirchenbuchrecherche setzt allerdings voraus, dass man die alten Handschriften auch lesen kann. Nach jahrzehntelangen Recherchen kann ich mittlerweile sagen, dass ich auch die schlimmsten Krakeleien noch entziffert bekomme. Aber es kann in Einzelfällen extrem mühsam werden, sich durch Kirchenbuchseiten zu quälen, die z.B. jegliche Ordnungsstandards vermissen lassen, auf der man Fließtext ohne Punkt und Komma, ohne Leerzeilen, ohne Rand, ohne jegliche Hervorhebungen oder Abgrenzungen einzelner Einträge in engster Schrift mit Überschneidungen von Ober- und Unterlängen der angrenzenden Zeilen vorfindet.
Für die Forschungsregion Ostpreußen
gibt es in wachsender Zahl sogn. Ortsfamilienbücher (OFB). Das sind
Bücher, in denen sämtliche Einträge der Kirchenbücher einer
Gemeinde vollständig ausgewertet wurden. Jeder Eintrag wurde der
entsprechenden Familie zugeordnet und erschließbare Genealogien
zusammengefaßt. Eine unschätzbare Wahnsinnsarbeit der fleißigen
Autoren. So kann man in diesen Büchern alphabetisch nachschlagen,
was die Kirchenbücher zu einem Familiennamen hergeben. Eine sehr
bequeme Form der Recherche. Eine gute Übersicht über verfügbare
(gedruckte) OFBs findet man hier:
http://www.plew.info/ofb_allgemein.htm
Es gibt auch einige online verfügbare
OFBs - hier zu finden: http://ofb.genealogy.net/
Dort ganz nach unten scrollen und die
Abteilung Ostpreußen suchen. Durch Anklicken des ausgewählten Ortes
gelangt man direkt ins jeweilige online-OFB.
In der obigen Auflistung fehlt ein
spezielles OFB: Löwenstein im südlichen Kreis Gerdauen. Dieses
findet man hier: http://www.familienforschung-rimek.de/ortsfamilienbuch-loewenstein
Polnische Archive haben in den letzten
Jahren unglaublich viel von ihren Beständen in bewundernswerter
Arbeit digitalisiert und online gestellt. Darunter befinden sich auch
Kirchenbücher. Teilweise auch Fragmente aus Kirchen, die heute im
russischen Oblast liegen. Hier findet man Listen und Links dazu:
http://www.portal-ostpreussen.de/news/digitalisierte-kirchenbuecher-nord-ostpreussen
In Preußen wurden ab 1. Oktober 1874
Standesämter eingeführt. Die Macht der Kirchen über die
Dokumentationspflicht von Personenstandsereignissen wurde dadurch
aufgehoben. Es gibt zahlreiche Standesamtsunterlagen, die
mittlerweile digitalisiert auf den Seiten polnischer Archive
aufrufbar sind. Hier findet man eine Übersicht:
http://allenstein.draschba.de/karte.php
Eine Übersicht nach Familiennamen mit
einem leichten Zugang findet man hier:
http://www.vffow-buchverkauf.de/
Dort Online-Datenbanken anklicken. Einloggen mit GAST und
vffow als Passwort. Dann auf „Namensindex der
Standesamtsregister...“ klicken und die Suchfunktionen nutzen.
Es gibt zahlreiche
Standesamtsunterlagen aus ehemaligen Ostgebieten, die 1945 in den
Westen gerettet wurden und seit dem im sogn. Standesamt I in Berlin
gelagert werden. Ein Bestandsverzeichnis wurde als Buch
veröffentlicht: Standesregister und Pesonenstandsbücher der
Ostgebiete im Standesamt I in Berlin, Verlag für
Standesamtswesen, Frankfurt u. Berlin 1992. Ich besitze eine Kopie
des Buches.
Grundsätzlich läßt sich sagen, dass
z.B. für die Region Samland keine Standesamtsaufzeichnungen erhalten
sind. Von Königsberg und Randgemeinden gibt es lückenhafte
Bestände. Die meisten Standesamtsregister des heutigen russischen
Ostpreußens gelten als verschollen.
Standesamtsbestände im Standesamt I,
die nicht mehr unter die Datenschutzrestriktionen fallen, werden
freigegeben und an das Landesarchiv Berlin weitergeleitet. Neuesten
Nachrichten zu Folge beabsichtigt das Landesarchiv, die Bestände zu
digitalisieren und evtl. auch in den nächsten Jahren online
zugänglich zu machen. Die Recherchemöglichkeiten in der
Vergangenheit waren alles andere als befriedigend. Leider setzt sich
die vorbildliche Forschungssituation in Polen mit seinen seit Jahren
ständig erweiterten online-Beständen bei unseren Verwaltungsstellen
nur mit großer Zeitverzögerung durch.
Ich werde gelegentlich gefragt, was es
in russischen Archiven zu finden gäbe. Die
Bestände des Gossudarstwennij Archiv in der Uliza Komsomolskaya 32
(ehemalige Luisenallee) in Kaliningrad enthalten nur sehr wenig aus
deutscher Zeit. In einem offiziellen russischen Text heißt es
sinngemäß: "Gegründet 1949 als Aufbewahrungsort für
Dokumente aus den Organisationen und Betrieben der Region. Insgesamt
werden 345.596 Einheiten verwahrt, darunter Nachlässe von
Privatpersonen aus dem Gebiet Kaliningrad, von Veteranen und
verdienten Werktätigen, von Schauspielern, Künstlern,
Schriftstellern, den Arbeiterdynastien, die am Wiederaufbau des
Gebiets mitgewirkt haben. ... über 1.000 Archivalien aus
staatlichen Archiven Ostpreußens ... "
Die oben
erwähnten Archivalien "aus staatl. Archiven Ostpreußens"
sind ehemalige Reste des Königsberger Staatsarchivs, die bei der
Auslagerungsaktion 1944 evtl. nicht mehr in die Kisten gepasst
hatten, Verwaltungsakten aus deutscher Zeit, teilweise Bruchstücke,
Reste und Einzelseiten, die in der Regel völlig aus dem Zusammenhang
gerissen kaum noch eigenständigen Informationsgehalt haben. Bestände
aus deutscher Zeit in Kaliningrad (auf russisch:
http://83.219.144.126:8080/gako-portal/MainPortal/NSA/NSAHome.html?show=e8b08efc-3c45-42fb-b1ca-fa51837ec025
).
Ich
habe das Archiv im Jahre 2012 mit der Kant-Gesellschaft besichtigt.
Genealogisch bedeutsames kann man dort nicht erwarten. Einzige
Ausnahme: Register aus Baubeln, Kreis Tilsit-Ragnit, 1874-1902.
Wie
auch immer, die Quellen für Recherchen nach ostpreußischen
Vorfahren sind trotz der schrecklichen Auswirkungen der Kriegs- und
Nachkriegszeiten erfreulich umfangreich vorhanden. In meiner
Zusammenfassung habe ich die unfassbar zahlreichen Sekundärquellen
noch völlig unerwähnt gelassen, die sich hier befinden:
http://www.gsta.spk-berlin.de/.
Das ausgelagerte ehemalige Königsberger Staatsarchiv hat den Krieg
nahezu unbeschadet überstanden und ist nun fast vollständig in der
Hauptabteilung XX in Berlin eingegliedert. Viele Regalkilometer aus
mittelalterlicher Ordenszeit, aus der nachfolgenden Herzogszeit, aus
kurfürstlichen und königlichen Beständen bis in die Neuzeit
erwarten den Forscher.
Die
Arbeit in diesem Archiv wird jedoch erst interessant, wenn man schon
ziemlich genau weiß, wer wann wo aus der eigenen Genealogie gelebt
hat. Im sogn. Geheimen Staatsarchiv findet man evtl. in Steuerakten
genaue Auskunft über den Besitz und sozialen Status, in anderen staatlichen
Verwaltungsakten, z.B. Gerichtsakten erschließen sich vielleicht
interessante Details zu Auseinandersetzungen mit Nachbarn,
Erbstreitigkeiten oder auch Urteile über gesetzliches
Fehlverhalten und vieles mehr. So kommt Fleisch an das Gerippe der
dürren Daten....
Ergänzung:
Siehe auch den aktuellsten Beitrag zu dem Thema
http://genealogischenotizen.blogspot.de/2017/09/online-verfugbare-quellen-aus-ostpreuen.html
Ergänzung:
Siehe auch den aktuellsten Beitrag zu dem Thema
http://genealogischenotizen.blogspot.de/2017/09/online-verfugbare-quellen-aus-ostpreuen.html