Genealogische Notizen

Familienforschung kann spannend sein wie ein Kriminalroman. Wir möchten Euch teilhaben lassen an den aufregenden Geschichten, die wir in Kirchenbüchern und Archiven ausgraben. Taucht ein mit uns in vergangene Epochen und rätselhafte Verwicklungen, historische Lebensumstände und die Geschichte einer Region, die es heute so nicht mehr gibt: das frühere Ostpreußen.

Freitag, 24. Februar 2012

Zu Kants Geburtstag nach Königsberg

Heute möchte ich sozusagen in letzter Minute darauf hinweisen, daß die Gesellschaft der Freunde Kants und Königsbergs eine Reise nach Königsberg anbietet. Wie schon in den Vorjahren wird der Geburtstag von Immanuel Kant am 22. April zusammen mit russischen Kantfreunden in Königsberg gefeiert. Damit wird an eine lange Tradition angeknüpft: die Freunde Kants, die sich zu Lebzeiten des Königsberger Philosophen regelmäßig an seiner Tafel einfanden, trafen das erste Mal nach seinem Tod am 22. April 1805 in Gedenken an Kant wieder zusammen. Diese Tradition wurde bis 1945 fortgeführt.

Reisezeit: 17. April 2012 - 25. April 2012

Auf der Hinreise wird Station gemacht in Malbork (Marienburg), selbstverständlich mit Besichtigung der Ordensburg. Aufenthalt in Königsberg mit vielen Ausflügen ins Samland. Konzerte, Vorträge und andere Veranstaltungen bieten zahlreiche Gelegenheiten zum Kennenlernen und Austausch mit russischen Kantfreunden und anderen interessanten Zeitgenossen. Auf der Rückreise machen wir eine Zwischenübernachtung in Thorn (mit Stadtbesichtigung).

Mehr Informationen über die Reise sind hier zu finden:
www.freunde-kants.com/images/file/Kantreise%202012.pdf
Es gibt noch freie Plätze. Alle Interessenten sind herzlich willkommen.


Es lohnt sich, auf der Hompage www.freunde-kants.com/ weiter zu blättern: Informationen über die Geschichte der Gesellschaft, über Königsberg und Kant und vieles mehr sind zu entdecken.

Ich bin Mitglied dieser Gesellschaft und berichte gern über die geplante Kantreise und über die Reise des Jahres 2011 aus ganz persönlichem Blickwinkel. Ich freue mich über Anfragen: ViktorHaupt@aol.com

Mein ehrenamtliches Engagement in dieser Gesellschaft bietet mir eine andere Perspektive auf die Heimat und Herkunft meiner Vorfahren. Während sonst der Fokus nur auf Vergangenes und Verlorenes gerichtet war, der Blick sich traurig an Ruinen und anderen desaströsen Hinterlassenschaften aus Vorkriegszeiten orientierte, lassen die Kantreisen doch einen konstruktiveren Blickwinkel entstehen: es gibt nicht nur Ignoranz, Gleichgültigkeit und Destruktion in Bezug auf die deutsche und preußische Vergangenheit. Im Gegenteil: es gibt immer mehr Einwohner im Oblast, die sich ernsthaft für die Geschichte der Region interessieren und sich oft ein erstaunlich detailreiches Wissen erarbeitet haben. Es gibt immer mehr Menschen, die die Geschicke ihrer Heimat - der Heimat unserer Vorfahren - energisch in die eigenen Hände nehmen wollen. Durch mein Engagement in der Gesellschaft der Freunde Kants und Königsbergs freue ich mich, dabei ein bißchen mithelfen zu können.
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Ergänzung am 1. März 2012:
Die Reise ist ausgebucht !  Aber wir fahren jedes Jahr zum Geburtstag Kants nach Königsberg. Wer nachhaltig Interesse hat, möge sich den Termin vormerken und rechtzeitig auf der Seite http://www.freunde-kants.com/ nach den aktuellen Reiseinformationen schauen.

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Mittwoch, 8. Februar 2012

Schulzenliste Amt Grünhoff, Samland

Von unseren Vorfahren gibt es nur in seltensten Fällen Abbildungen aus Zeiten vor dem Jahr 1800. Kaum jemand aus der "normalen" Bevölkerung dachte daran, von sich eine Zeichnung oder gar ein Gemälde anfertigen zu lassen oder konnte sich solch einen Luxus leisten. Und wenn, dann sind solche Bilder zumeist verlorengegangen. Um so interessanter erscheinen mir daher schriftliche Quellen, wo jemand mit eigener Hand die Feder führte und ein Signet hinterließ. In den Praestationstabellen findet man manchmal Briefe an alle Dorf-Schulzen beigeheftet, die diese zum Nachweis der Kenntnisnahme gegenzeichnen mußten. Man bekommt durch die Unterschrift einen subtilen Eindruck einer Persönlichkeit und erfährt nebenbei, wer wann wo dieses Amt vor über 200 Jahren ausübte. 

Die Dorfschulzen mußten schreiben und lesen können, sollten die Anordnungen der Behörden umsetzen bzw. ihren Nachbarn vermitteln, Scharwerksleistungen der erbuntertänigen Bauern einteilen, Abgaben einsammeln und weiterleiten. Dieses Amt war in früheren Zeiten erblich und an einen bestimmten Hof im Dorf gebunden. 

Ich habe sämtliche Praestationstabellen des Amtes Grünhoff vollständig ausgewertet und alle genealogisch interessanten Angaben buchstabengetreu abgeschrieben. Zur Bedeutung und Inhalt dieser Akten siehe auch hier: http://genealogischenotizen.blogspot.com/2010/06/die-praestationstabellen-als.html

Im folgenden nun der Original-Wortlaut aus den Akten, der nachvollziehbar werden läßt, wie es zu der Schulzenliste kam:

… und sämtliche Einsaaßen vernommen werden sollen, ob sie wieder [gegen] den zeitigen Beamten oder die AmtsUnterbediente gegründete Klagen zu führen Ursache haben; Als wird denen Schultzen und DorfAeltesten hiemit anbefohlen, solches zu jedermanns Wißenschaft zu bringen und Jedermänniglich bekand zu machen, wie künftig Sonnabend als den 18ten hujus sich sämtliche Einsaaßen im Amte Grünhoff einzufinden haben, da denn von der verordneten VerpachtungsCommission ein jeder mit seinem Anbringen gehöret werden soll.
Diese Ordre muß sogleich von Dorf zu Dorf fortgebracht und mit eines jeden Schultzen Unterschrift versehen, auch aus dem letzten Dorfe sogleich wieder eingeliefert werden.
Grünhoff den 14ten Julii 1772

[eigenhändige Originalunterschriften der Dorfschulzen 1772]

Christoph Glinck Schultz zu Ank[r]ehnen
Christian Gromball Schultz in Eyslieten
Christoph Miller Schultz in Langehnen
Gottlieb Ehnimb in Mogeiten
Christoph Scharfenorth Jaugehnen
Johann Ziggert in Goythenen
Michael Loel Schultz Wotnicken
Garwiengen Ernst Magaht
Friedrich Suppliett in Supplieten
Friedrich Fey Schultz in Perteltnicken
Johann Modtnick in Koesnicken
Carl Redutt Cautrienen
Friedrich Kobber Schultz in Eyßeln
Johan Bast Schultz in Crantz
Christiahn Ernst Pohl Schultz in Michlau
Christoph Schwöll Schultz in Weischckitten
Gottfried Sacherau Schultz in Dolkeim
Christoph Gromball Schultz in Rudau
Christoph Krauß in Mogannen Schultz
Gottfried Vogel Schultz in Saßlaucken
Pokoern Schultz in Schuppehnen
Christoph Knuhr Schultz in Sorthenen
Joh Jacob Schultz in Paggehnen
Friedrich Thiell Schultz in Pobethenschen
Conrad Kobbert Schultz in Diewens
Christoph Mirwalt Schultz in Lauknicken
Michel Radcke Schultz in Rantau
Christoph Kom Schultz in Alkniecken
Gottfried Lunckheit Schultz in Garbseyden
Friedrich Naudiet Schultz in Strobjehnen


Zum Amt Grünhoff gehörende Ortschaften 1779:
Alckniecken, Alexwangen, Alleinen, Anckrehnen, Barthenen, Deutsch Battau, Preuß.Battau, Biegiethen, Crantzkrug, Crantzckuhren, Damckrug, Damhoff, Damwalde, Dellgienen, Diewens, Dolckeim, Eckritten, Eysseln, Eyssliethen, Garbseyden, Gardwingen, Goythenen, Gruenhoff, Heybüchen, Jaugehnen, Kalthoff, Kalaushöfen, Karschau, Kiautrienen, Kirtigehnen, Kobjeiten, Koesnicken, Kotzlaucken, Kringitten, Langgehnen, Lauckniecken, Lixseyden, Loppehnen, Lopsiehnen, St.Lorentz, Michelau, Mogahnen, Mogeithen, Moszicken, Neukuhren, Norticken, Laggehnen, Perteltnicken, Pobethen, Pokirben, Pokirren, Possehlau, Radnicken, Rantau, Regehnen, Preuß. Rockels, Rosehnen, Rudau, Sassau, Sasslaucken, Schlackalicken, Schoenwalde, Schupehnen, Sorthenen, Sporwitten, Stappornen, Strobjehnen, Suppliethen, Tenckiethen, Tollcklaucken, Tyckrehnen, Wange, Wangenkrug, Wargenau, Weischkitten, Witthenen, Woythnicken (77 Orte).

Zum Amt Grünhoff gehörende Ortschaften 1805:
1.Alcknicken, 2.Alck, 3.Alexwangen, 4.Alleinen, 5.Ankrehnen, 6.Barthenen, 7.Deutsch Battau, 8.Preuß. Battau, 9.Biegitten, 10.Crantzkrug, 11.Crantzkuhren, 12.Dammkrug, 13.Dammhoff, 14.Dammwalde, 15.Dellgienen, 16.Diewens, 17.Dollkeim, 18.Eckritten, 19.Eysseln, 20.Eyssliethen, 21.Garbseyden, 22.Gardwingen, 23.Goythenen, 24.Grentz, 25.Grünhoff, 26.Heybüchen, 27.Jaugehnen, 28.Kalaushoeffen, 29.Kalthoff, 30.Karschau, 31.Kiautrienen, 32.Kirtigehnen, 33.Kobjeiten, 34.Koesnicken, 35.Kotzlaucken, 36.Kupzau, 37.Kringitten, 38.Langehnen, 39.Laucknicken, 40.Lixseyden, 41.Lappöhnen, 42.St.Lorenz, 43.Michelau, 44.Mogahnen, 45.Mogeiten, 46.Moszicken, 47.Nautzau, 48.Neukuhren, 49.Norticken, 50.Paggehnen, 51.Perteltnicken, 52.Plincken, 53.Pobethen, 54.Pobethenscher Pfarrhof, 55.Pokirben, 56.Pokirren, 57.Possehlau, 58.Radnicken, 59.Rantau, 60.Regehnen, 61.Pr. Rockels, 62.Rosehnen, 63.Rudau. 64.Sasslaucken, 65.Sassau, 66.Schlakalicken, 67.Schoenwalde, 68.Schupehnen, 69.Schwentelundt, 70.Sortehnen, 71.Sporwitten, 72.Stapornen, 73.Strobjehnen, 74.Suppliethen, 75.Tenkieten, 76.Tolcklaucken, 77.Tykrehnen, 78.Wange, 79.Wangenkrug, 80.Wargenau, 81.Weischkitten, 82.Witthenen, 83.Woythnicken, 84.Wartnicken (84 Ortschaften).

Liste aller zum Amt Grünhoff gehörenden Ortschaften 1823:
(alphabetisch geordnet nach Kirchspielen)
Kirchspiel Cumehnen
Kotzlaucken, Wernershoff
Kirchspiel Laptau
Backeln, Blaublum, Gidauten, Jaxen, Kiauten, Laptau, Muelsen, Transsau
Kirchspiel Sct.Lorentz
Alexwangen, Deutsch Battau, Preuß.Battau, Georgenswalde, Kobjeiten, Lixseiden, Loppoenen, Lopsienen, Sct. Lorentz, Moszicken, Neukuhren, Nortycken, Plincken, Pockirben, Possehlau, Rauschen, Sassau, Schlackalicken, Schoenwalde, Stappornen, Tenckieten, Tolcklaucken, Tyckrehnen, Wangenkrug, Warnicken
Kirchspiel Pobethen
Alck, Alcknicken, Alleinen, Anckrehnen, Barthenen, Biegiethen, Dellgiehnen, Diewens, Eysslen, Eyssliethen, Garbseiden, Gardwingen, Goythenen, Grünhoff, Jaugehnen, Kalaushoefen, Kalthoff, Karschau, Kiautrienen, Kirtigehnen, Koesnicken, Kringitten, Langehnen, Laucknicken, Mogeithen, Paggehnen, Perteltnicken, Pobethen, Pokirren, Radnicken, Rantau, Regehnen, Pr.Rockels, Schupoenen, Sorthenen, Strobjehnen, Suppliethen, Wange, Wartnicken, Woythnicken
Kirchspiel Powunden
Stombeck (Es geht hier nur um ehemals zum Amt Laptau gehörige Wiesen, die dem Fischerdorf Stombeck zugeschlagen wurden. Die vollständige Auflistung aller Einwohner und Besitzgrößen befindet sich in den PTs des Amtes Schaaken.)
Kirchspiel Rudau
Crantzkrug, Crantzkuhren, Dollckeim, Dammwalde, Ekritten, Heybüchen, Kirschnehnen, Michelau, Mogahnen, Rosehnen, Rudau, Sasslaucken, Sporwitten, Wargenau, Weischkitten, Wittehnen
Kirchspiel Sarckau
Grenz, Schwentlund
Kirchspiel Thierenberg
Düringswalde
Kirchspiel Wargen
Brasnicken, Dammhoff, Dammkrug, Fuchsberg

Anmerkung:
Das Amt Laptau wurde in den 1820er Jahren aufgelöst. Die ehemals zu Laptau gehörigen Dörfer wurden auf die Ämter Grünhoff und Schaaken verteilt. Nach den Napoleonischen Kriegen verschenkte König Friedrich Wilhelm III. seine Domaine und das Schloß Grünhoff an den Grafen Bülow von Dennewitz. Der Amtssitz wurde dadurch adeliger Gutsbesitz und mußte aus diesen Gründen verlegt werden.

In den 1820er Jahren kommt es zu weiteren bedeutenden verwaltungstechnischen Umstrukturierungen: die früheren Ämter werden zu Kreisverwaltungen mit einem Landrat an der Spitze umgewandelt. Das Amt Grünhoff wird ebenso wie die anderen kleineren Ämter des westlichen Samlands in den Kreis Fischhausen integriert. Die Verwaltung des Kreises wird in der Stadt Fischhausen zusammengefaßt. Die im mittleren, im östlichen und südlichen Samland gelegenen Verwaltungsämter (z.B. Schaaken, Caymen, Waldau, Neuhausen) bildeten den Landkreis Königsberg.

Ich gebe gern Auskunft aus den Praestationstabellen des Amtes Grünhoff. Anfragen bitte direkt an ViktorHaupt@aol.com

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